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Geschichten des Wassers [Teil 1]

Heute male ich die Wertach, einen der zwei Flüsse Augsburgs. Es ist ein warmer Morgen, die Farben sind klar und frisch. Das ist die Aussicht die ich vor mir habe:

 

 

 

Fließende Gewässer waren schon immer eine Herausforderung für Maler. Die flirrenden Spiegelungen der kleinen Wellen verändern sich so schnell dass man kaum weiß wo man anfangen soll. Man könnte natürlich ein Foto machen und jede Welle exakt nachmalen. Aber dann würde man statt Bewegung und Dynamik nur eine statische, technische Beschreibung erhalten. Ich würde mir die Freiheit der eigenen Interpretation nehmen, und die ist es ja, was ein Gemälde von einem Foto unterscheidet.

 

Hier sind drei Beispiele berühmter Landschaftsmaler aus verschiedenen Ländern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, fließendes Wasser zu portraitieren. Jeder von ihnen hat seine ganz eigene, persönliche Art zu sehen. Sie zeigen uns, was ihnen am Wasser am Wichtigsten ist, wie sie dieses Element erleben.

 

Alle drei Bilder zeigen einen kleinen Fluss im Herbst, also eine ähnliches Motiv wie die Wertach:

 

Oktobermorgen, Willard Metcalf (Amerikanisch, 1858 – 1925) 

 

Fluss im Wald. Stanislav Zhukovsky (Polnisch, 1873 – 1944)

 

Blick auf den Fluss. Frits Thaulow (Norwegisch, 1847 – 1906) (Bilder von www.the-athenaeum.org)

 

Diese Bilder sind Gedichte über das Wasser, verfasst in Farben und Formen. Der Rhythmus sind die Pinselstriche, mal schnell und flink, mal schwer und bestimmt gesetzt. Die Strophen sind die Formen: die Form des Ufers, des Flusses, des Himmels. Das Gefühl sind die Farben: mal intensiv, mal reduziert. Jeder der drei Maler hat seinen eigenen Schreibstil und erzählt seine eigene Geschichte des Wassers.

 

Ich gehe am Wertachufer auf und ab und entscheide mich für einen passenden Blickwinkel. Es soll ein Bild des Wassers werden, also bekommt der Fluss die größte Bildfläche. Der Horizont wandert daher ziemlich weit nach oben. Um die Form dieser zentralen Fläche interessanter zu machen, erfinde ich einige Uferschwünge und lasse die Treppe weg. Ich stelle mir vor, wie die Wertach an dieser Stelle vor der Begradigung durch den Menschen wohl ausgesehen haben könnte.

 

 

Hier ist das halbfertige Bild. Am Horizont schwebt ein schwach violettes Dunstband. Ich beeile mich die richtige Farbe zu mischen bevor es mit der aufsteigenden Sonne verschwindet.

 

 

Mehr über die Fertigstellung des Bildes erfahrt ihr im nächsten Post.

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