Warum Schnee bunt ist

Schnee ist solange weiß, bis man versucht, ihn zu malen. Auf einmal fällt einem auf dass er bunt ist! Wenn man an einem sonnigen Wintertag genau hinsieht, fällt besonders das leuchtende Blau im Schatten auf. Wie kommt das Blau eigentlich dahin? 

Was wir hier sehen, ist das reflektierte Blau des Himmels. Dieses Himmelblau fällt prinzipiell auf alle Dinge der Welt, jedoch kann man es nur im Schatten sehen, da es ansonsten vom direkten, viel intensiveren Sonnenlicht überstrahlt wird. Da Schnee keine Eigenfarbe hat, sieht man das Blau hier besonders klar.

In einem der wenigen Winterbilder des russischen Malers Isaak Levitan ist dieser Effekt in wunderbar frischen, aber nicht übertrieben intensiven Farben dargestellt.

Die schon tief stehende Nachmittagssonne taucht die Szene in ein warmes, leicht gelbliches Licht. Dieser Unterschied von "kühl" im Schatten und "warm" im Licht ist es, der das Abendlicht im Winter für mich zu etwas ganz Besonderem macht.

Auch in Willard Metcalfs "The last snow" nehmen die Schatten zwischen den Tannen den Blauton des Himmels an. Im Winter hat der Himmel oft ein weniger intensives, blasseres Blau als im Sommer. Dementsprechend dezent ist es auch in den Schatten anzutreffen.

Ich finde, das Bild strahlt eine große Leichtigkeit und Klarheit aus. Man kann die frische Winterluft fast spüren!

In meinem fiktiven Bild "Alter Wachturm" nutze ich den "Kühl-Warm-Trick". Obwohl der Schnee im Schatten kaum dunkler ist als im Licht, entsteht dadurch der Eindruck von Licht und Schatten. 

Schaut man sich das Bild in schwarz-weiß an, ist der Lichteffekt weniger deutlich.

Auch bei dieser kleinen Studie einer jungen Tanne (Format 13 x 18 cm), die ich neulich draußen gemalt habe, hat sich das Blau des Himmels zwischen den Gräsern versteckt. Obwohl das Bild keinen Himmel hat, ist er also doch irgendwie auf dem Bild mit dabei.